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SPMP − Psychiatrischer Dienst im Strafvollzug

Der psychiatrische Dienst im Strafvollzug (Service psychiatrique en milieu pénitentiaire − SPMP) ist ein in der Haftanstalt in Schrassig (Centre Pénitentiaire de Luxembourg − CPL) sowie in der Haftanstalt (Centre Pénitentiaire Uerschterhaff – CPU) in Sanem angesiedelter Dienst für die psychiatrische Versorgung im Strafvollzug. Seine Hauptaufgaben sind die Erkennung und die Behandlung psychiatrischer Erkrankungen der Insassen. Zu diesem Zweck bietet der SPMP Beratung sowie eine bestimmte Zahl Übernachtungsplätze an, die sich in einer Haftabteilung befinden. Die Überwachung und Sicherheit werden dort vom Wachpersonal sichergestellt, das dem Leiter der Haftanstalt und der Gefängnisverwaltung untersteht. Das interdisziplinäre Team des SPMP ist nur tagsüber anwesend.

Gemäß den Rechts- und Verwaltungsvorschriften können Patienten, die eine intensivere Behandlung benötigen, bei Bedarf in eine Fachklinik − die Rehaklinik in Ettelbrück − verlegt werden.

Auftrag und Ziele

Nach Abschluss einer Vereinbarung zwischen dem Justizministerium und dem Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique (CHNP) vom 22.04.2002 wurde der SPMP schrittweise gegründet. In den vierzehn Artikeln dieser Vereinbarung sind die allgemeinen Rahmenbedingungen für die Betrieb des SPMP festgelegt. Dabei wird der therapeutischen Ausrichtung eine relative Unabhängigkeit gegenüber der Justizbehörde gewährt. Bei der Zusammenarbeit mit den Akteuren aus der Justiz werden die ethischen Grundsätze und die Schweigepflicht gewahrt.

Der SPMP ist dem Leitungsorgan des CHNP unterstellt. Der medizinische Leiter ist ausdrücklich verantwortlich für die therapeutischen Maßnahmen, Einsätze und Vorgänge, während die CHNP-Direktion als Ansprechpartnerin für Anfragen von außen zuständig ist.

Zielgruppe

  • Der SPMP betreut Menschen mit den typischen Diagnosen (Psychose, Borderline-Störung, schwere Persönlichkeitsstörung, dekompensierte Neurose, Alkoholabhängigkeit, Mehrfachabhängigkeit und geistige Behinderung).
  • Eine zahlenmäßig große Gruppe bilden die Drogenabhängigen, deren Betreuung einen hohen Arbeitsaufwand erfordert. Rund die Hälfte der Insassen sind aufgrund von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz in Haft. Der SMPP stellt auch die Substitutionstherapie Opioidabhängiger sicher.
  • Sexualstraftäter bilden eine weitere Gruppe.
  • Der SPMP greift auch bei sehr unterschiedlichen Problemen wie Suizidversuchen, Hungerstreiks oder Selbst- und Fremdverletzung ein.
  • Darüber hinaus stellt das Team des SPMP eine psychiatrische Versorgung im Anhaltezentrum sicher.

Prävention

Der Bereich der Prävention dient in erster Linie der Erkennung psychischer Störungen:

  1. Systematische Untersuchung aller Neuankömmlinge.
  2. Krisenprävention und -intervention.
  3. Beratung nach einer Meldung (vom Untersuchungsrichter, von der Krankenstation, dem psycho-sozio-edukativen Dienst [Service psycho-socio-éducatif − SPSE], dem Wachpersonal, den Chefadjutanten oder dem Patienten selbst).
  4. Aktive Erkennung möglicher Suizidversuche unter besonderer Berücksichtigung erstmalig aufgenommener Personen.

Interdisziplinäres Team

Das Team des SPMP setzt sich aus verschiedenen Berufen zusammen: Facharzt für Psychiatrie, Psycholog, Ergotherapeut, Gesundheits- und Krankenpfleger, Fachpfleger in Psychiatrie und Verwaltungssekretär. Ein medizinischer Leiter und ein Pflegeleiter teilen sich die Leitung des Dienstes.

Alle Teammitglieder haben eine fachliche Schulung im Bereich Suizidprävention absolviert. Damit eine angemessene Betreuung alkohol-, medikamenten- und/oder drogenabhängiger Insassen sichergestellt werden kann, verfügen mehrere Teammitglieder über eine Spezialisierung im Bereich Suchtmedizin.

Psychiatrische Versorgung

Es wird die vollständige psychiatrische Standardversorgung abgedeckt.

Unterbringung im SPMP

Die Patienten nehmen an den angebotenen Aktivitäten teil (kognitive Aktivitäten, therapeutisches Kochen, Gesellschaftsspiele, Entspannung, betreute Fitness-Aktivitäten, Basteln, Therapiegarten) und werden von einer Bezugspflegekraft betreut.

Individuelle Begleitung und Beratung

Die stützende Psychotherapie wird von den Pflegefachkräften, dem Psychologen und dem Psychiater angeboten. Neben dem psychotherapeutischen Angebot gibt es zudem pharmakologische Behandlungen.

Betreuung nach der Entlassung

Ehemalige Insassen können eine ambulante Betreuung durch den SPMP erhalten. Diese Maßnahme wird je nach Einzelfall vorgeschlagen und auf den individuellen Bedarf der Person zugeschnitten.

Gespräche mit Angehörigen

Es kann vorkommen, dass sich Angehörige von Insassen oder die Behörden des Herkunftslandes beim Untersuchungsrichter, der Direktion des CPL, direkt in der Krankenstation oder bei uns melden. Diese Gespräche folgen derselben Logik wie im Krankenhaus: Es geht darum, die Angehörigen zu beruhigen und gegebenenfalls in die Betreuung einzubinden. Die Angehörigengespräche finden je nach strafrechtlicher Lage der Insassen entweder im Besuchszimmer der Haftanstalt oder in der Poliklinik der Rehaklinik statt.

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